Zwingerhusten beim Hund 

Tierärztlich bestätigter Inhalt

Der durch mehrere Viren und Bakterien hervorgerufene Zwingerhusten wird auch als Infektiöse Tracheobronchitis Komplex oder als Hundegrippe bezeichnet. Im englischen Sprachraum ist auch von Kennel Cough die Rede. Die Erkrankung befällt weltweit den Atemwegstrakt von Hunden, Wölfen, Füchsen und Waschbären und verursacht einen typischerweise anfallsartigen trockenen Husten.

 

Inhaltsübersicht

  1. Symptome
  2. Diagnostik
  3. Therapie
  4. Prognose
  5. Vorbeugen

Zu den viralen Erregern gehören:

  • Das Canine Parainfluenzavirus (CPiV 2)
  • Das Canine Adenovirus 2 (CAdV 2)
  • Das Canine Herpesvirus 1 (CaHV 1)
  • Das Influenza A Virus
  • Das Hundestaupevirus (CDV)
  • Reoviren
  • Das Canines respiratorisches Coronavirus (CrCoV)

 

Durch das Aushusten von Nasensekret oder Speichel (Tröpfcheninfektion) gelangen die Viren in die Schleimhäute des oberen Atemwegstraktes, wobei auch kontaminierte Gegenstände wie Hundespielzeug oder Wassernäpfe an einer Infektion beteiligt sein können. Dort kommt es zu einer lokalen Vermehrung, besonders in den Lymphknoten. Über die Lymphe gelangen die Erreger in Blutbahn, wodurch sie in sehr kurzer Zeit in verschiedene Organe gelangen. Durch die dort verursachten Schäden führen bakterielle Sekundärinfektionen zu einem schwereren Krankheitsverlauf. Folgende Bakterien spielen dabei eine wichtige Rolle:

  • Bordetella bronchiseptica
  • Seltener Mykoplasmen, Klebsiellen, Pseudomonaden

 

Als Hauptursache von Zwingerhusten gilt jedoch das Canine Parainfluenzavirus (CPiV 2) sowie das Bakterium Bordetella bronchiseptica.

Neben den erregerbedingten Faktoren spielen jedoch auch weitere Einflussfaktoren eine Rolle. Der Name ist dadurch entstanden, weil die Erkrankung typischerweise bei Gruppenhaltung vorkommt. So tritt Zwingerhusten besonders in Zwingern, Tierheimen, Tierkliniken oder sogar Hundeausstellungen auf. Dabei sind physikalische Faktoren wie die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit ebenfalls von großer Bedeutung. Gesteigert wird das Risiko an Zwingerhusten zu erkranken durch eine ungenügende Hygiene. Obwohl die Erkrankung in den meisten Fällen eher mild verläuft, kann es auch zu schweren Atemwegserkrankungen wie eine Lungenentzündung (Bronchitis) kommen. Am häufigsten sind davon Tiere betroffen, welche ein geschwächtes Immunsystem besitzen. Darunter Welpen, alte Tiere und anderseits erkrankte Hunde sowie stark gestresste Tiere durch zu lange Transportwege.

 

Symptome

Der Zwingerhusten verläuft in den meisten Fällen eher mild und häufig latent. Dies bedeutet, dass die Erreger sich im Organismus verstecken und lange Zeit keine Probleme verursachen. Trotzdem sind die Hunde zu dieser latenten Phase hoch ansteckend. Die Zeitspanne von Infektion bis zum Auftritt erster Symptome (Inkubationszeit) beträgt je nach Erregerspektrum etwa 3-10 Tage. Das Erkennungsmerkmal der Infektiösen Tracheobronchitis sind starke Erkältungssymptome, besonders ein anfallsartiger trockener Husten. Dieser wird häufig als bellender Husten bezeichnet und kann unter Belastung, aber auch spontan auftreten. Ausgelöst wird dieser oftmals durch einen zu starken Druck des Halsbandes auf den Kehlkopf. In manchen Fällen zeigen betroffene Hunde ebenfalls einen Würgehusten. Je nachdem, welche Erreger an der Erkrankung beteiligt sind, können weitere Symptome wie Fieber, Nasenausfluss, Mandelentzündungen (Tonsillitis) und ein schlechtes Allgemeinbefinden folgen. Bakterielle Sekundärinfektionen machen sich durch einigen eitrigen Charakter des Nasenausflusses erkennbar und können ebenfalls eitrige Entzündungen von Rachen, Luftröhre und Lunge hervorrufen. Ist das Canine Herpesvirus 1 einer der Ursachen, können auch Magen-Darm ähnliche Symptome wie ErbrechenDurchfall und Bauchschmerzen auftreten.

 

Diagnostik

Bei Verdacht auf Zwingerhusten sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Dieser kann nach einer ausführlichen Befragung (Anamnese) eine klinische Allgemeinuntersuchung durchführen, um den Allgemeinzustand des Hundes zu bewerten. Anschließend lässt sich bei einer speziellen Untersuchung der Atemwege genaueres über den Gesundheitszustand der Lunge und anderer luftführenden Organe herausfinden. Dafür achtet der Tierarzt auf möglichen Nasen- sowie Augenausfluss, Husten und andere krankhafte Verhaltensweisen. Anschließend kann per Stethoskop die Luftröhre und die Lunge abgehört werden. Um eine akute Infektion durch Viren und Bakterien nachzuweisen, ist eine Probenahme mittels sterilem Tupfer notwendig. Durch Nasen- und Rachentupfer kann ein direkter Virusnachweis eingeleitet werden, indem die vorhandenen Viren in einem Nährmedium angezüchtet oder mittels einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) identifiziert werden. Um eine latente Infektion zu ermitteln, kann mittels einer Blutentnahme ein indirekter Antikörper-Nachweis durchgeführt werden. Dieser misst den Gehalt an bereits produzierten schützenden Proteine (Antikörper).

 

Therapie

Während einer Behandlung sollte regelmäßig die Körperinnentemperatur gemessen werden, um der Therapieerfolg beurteilen zu können. Gegen bakterielle Sekundärinfektionen hilft der Einsatz von Antibiotika. Vor Verabreichung eines Antibiotikums sollte jedoch ein Resistenztest eingeleitet werden, um unnötige Antibiotikaresistenzen zu reduzieren. Eines der häufigsten eingesetzten Antibiotika ist Doxyzyklin, welches ein breites Wirtsspektrum besitzt. Neben einer gezielten antibiotischen Behandlung ist eine symptomatische Therapie ratsam. Diese setzt sich aus hustenlindernden Medikamenten und Fiebersenkern zusammen. Bei Augenausfluss kann eine Augensalbe eingesetzt werden. Anschließend ist es sinnvoll, Haltungs- sowie Hygienemängel zu beseitigen, um das Immunsystem des Hundes zu stärken. Stressfaktoren wie Hundesport oder Veranstaltungen sollten streng gemieden werden. Diese können zum einen den erkrankten Hund schwächen und zum anderen zu einer Ansteckung gesunder Tiere führen.

 

Prognose

Die Prognose eines Zwingerhustens ist stark davon abhängig, welche Erreger an der Erkrankung beteiligt sind und wie stark der Hund durch Umwelteinflüsse geschwächt ist. In den meisten Fällen kommt es jedoch innerhalb weniger Wochen zu einer Besserung der Symptome. Dies schließt allerdings keine erneute Erkrankung aus, da nach einem überwundenen Leiden keine langfristige Immunität gebildet wird. Sollte es sich um ein stark geschwächtes Tier handeln, können schwerwiegende Komplikationen wie eine starke Lungenentzündung gelegentlich auch tödlich enden.

 

Vorbeugen

Da der Zwingerhusten eine multifaktorielle Erkrankung ist, erfolgt die Prophylaxe auf verschiedenen Ebenen. So ist besonders bei Gruppenhaltung die Verbesserung von Haltungsmängel, Stressfaktoren und Hygieneprobleme empfehlenswert. Räumlichkeiten und Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert und gesäubert sowie Feuchtigkeit und Kälte verhindert werden.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, gegen die Infektiöse Tracheobronchitis zu impfen.

Es stehen zwei verschiedene Impfungen zur Verfügung, welche unterschiedlich verabreicht werden:

  • Canines Parainfluenzavirus + Bordetella bronchiseptica
  • Canines Parainfluenzavirus + Canines Adenovirus 2 + Hundestaupevirus

Um eine ausreichende Immunität aufbauen zu können, ist die Verabreichung ab der achten Woche ratsam. Danach folgen weitere Injektionen nach vier Wochen sowie alle zwei Jahre.

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